Der ultimative Test: Plastik oder Glas? – ExpertenTesten.de

2022-09-03 11:20:34 By : Mr. Horse Jim

Ob Mineralwasser, Fruchtsäfte oder Softdrinks: Wer im Einzelhandel nach den Getränken seiner Wahl sucht, steht häufig nicht nur vor der Frage, welche Geschmacksrichtung oder welche Marke es denn sein soll, sondern ebenso ob man zur Einwegflasche aus Plastik oder vielleicht doch lieber zur Mehrwegflasche aus Glas greifen sollte. Welche der beiden Varianten ist umweltfreundlicher? Inwieweit unterscheiden sich Glas- und PET-Flaschen in Bezug auf die Herstellung und das Recycling? Und welche Rolle spielen eigentlich die Produktion, der Transport und das Flaschendesign in Bezug auf die sogenannte Ökobilanz?

Wenn es um die Verbesserung der persönlichen Ökobilanz geht, denken die meisten Menschen in erster Linie an die Vermeidung unnötiger Autofahrten und an den freiwilligen Verzicht in Bezug auf Urlaubsreisen mit dem Flugzeug – doch was überraschenderweise nur den wenigsten bewusst ist: Auch bei der Getränkeauswahl kann man viel Gutes für die Umwelt tun. Wussten Sie beispielsweise, dass die Entsorgung von Einwegverpackungen uns Steuerzahler laut dem Verband kommunaler Unternehmen (kurz VKU) über 700 Millionen Euro pro Jahr kostet? Oder das es sich laut dem Umweltbundesamt nur bei gerade mal knapp über 40 Prozent der im Handel verfügbaren Getränkeflaschen um echte Mehrwegprodukte handelt?

Vorab sei gesagt, dass beide Varianten in Bezug auf ihre Nachhaltigkeit sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringen können – doch während eine PET-Mehrwegflasche (die Abkürzung steht übrigens für die Kunststoffart Polyethylenterephthalat) beispielsweise nur rund 25 Mal wiederverwendet werden kann, lässt sich die klassische Glasflasche bis zu 50 Mal neu befüllen, bevor sie aus dem Kreislauf entfernt werden muss. Darüber hinaus lassen sich Glasflaschen in der Regel schneller und einfacher recyceln, was sich dementsprechend positiv auf die Ökobilanz auswirkt. Zudem ist neues Plastikgranulat – das zur Herstellung von PET-Flaschen genutzt wird – leider noch immer deutlich günstiger als recyceltes Altplastik, was die Wiederverwertung alter PET-Flaschen aus der Sicht vieler Unternehmen finanziell überaus unattraktiv macht.

Allerdings lassen sich Getränkeflaschen aus Kunststoff aufgrund des deutlich reduzierten Gewichtes viel leichter transportieren, was sich dementsprechend sehr positiv auf ihre Ökobilanz auswirkt. Und obschon die Wiederverwertung von Plastikflaschen wie bereits erwähnt um einiges teurer ist, gilt der eigentliche Recyclingvorgang der PET-Flaschen als deutlich umweltschonender im Vergleich zu der Wiederverwertung von Glasflaschen. Zudem müssen PET-Flaschen in der Regel nicht erst umständlich sortiert werden, bevor sie dem Kreislauf wieder hinzugefügt werden können, da nur die wenigsten Plastikflaschen über ein individuelles Design verfügen. Einen echten Gewinner gibt es in diesem Vergleich also eher nicht.

Das deutsche Wiederverwertungssystem von Glas- und Plastikflaschen ist leider nicht nur auf den ersten Blick unnötig umständlich aufgebaut und dementsprechend ziemlich verwirrend. So wird beispielsweise sowohl für Einweg- als auch für Mehrwegflaschen Pfand erhoben, doch während für eine normale Einwegflasche aus Kunststoff in der Regel 25 Cent Pfand berechnet werden, liegt das Pfand bei Mehrwegflaschen aus Glas bei nur acht Cent. Und dann gibt es da ja auch noch die PET-Mehrwegflaschen, für die wiederrum 15 Cent Pfand erhoben wird. Zudem sind die Händler nur dazu verpflichtet die Mehrwegflaschen anzunehmen, die sie auch selber führen. Dieses Chaos führt nicht selten dazu, dass auch Mehrwegflaschen immer häufiger im Mülleimer landen, was das Recycling sehr aufwendig und dementsprechend schwierig macht.

Grundsätzlich lässt sich aber sagen: Mehrwegflaschen (PET und Glas) kosten in der Regel weniger als Einwegflaschen (acht beziehungsweise 15 statt 25 Cent) und können anhand der Aufschrift („Mehrweg“) oder dem Umweltzeichen (beispielsweise der bekannte blaue Engel) relativ leicht identifiziert werden. Diese Flaschen sollten stets bei dem Getränkehändler vor Ort abgegeben werden.

Abschließend lässt sich also sagen, dass man bei der Wahl der Getränkeflaschen vieles richtig, aber gleichzeitig auch vieles falsch machen kann. Wer in Bezug auf die eigene Ökobilanz auf Nummer sicher gehen möchte, sollte im Optimalfall auf regional hergestellte respektive abgefüllte Mehrwegflaschen setzen. Ob diese aus Glas oder aus Kunststoff bestehen, spielt hingegen eher eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, dass die Transportwege so kurz wie möglich sind (was ebenfalls für regionale Abfüller spricht) und zugleich möglichst viele Flaschen dem Mehrwegsystem wieder hinzugefügt werden – also stets abgeben statt wegwerfen.