IFA Berlin: Technik-Messe gibt sich grün - Energiesparen als großer Trend

2022-09-10 14:45:17 By : Ms. Flora Zhu

Energiesparen: Das ist der große Trend auch in der Unterhaltungselektronik und Heimtechnologie. Die Fachmesse IFA in Berlin, die am Freitag beginnt, gibt sich grün wie nie.

München / Berlin - Energiesparen: Das ist der große Trend auch in der Unterhaltungselektronik und Heimtechnologie. Die Fachmesse IFA in Berlin, die am Freitag beginnt, gibt sich grün wie nie.

Das wichtigste Thema der IFA 2022 ist schon vor den Messehallen zu bestaunen. Dort steht die sechs Meter hohe und eine Tonne schwere Skulptur „Wertgigant“, die Künstler HA Schult (83) aus Elektroschrott geschaffen hat. Sie soll zu Langlebigkeit und Recycling aufrufen. Das passt, denn die IFA ist so grün wie nie. Nach einer Mini-Ausgabe 2020 und der kompletten Absage 2021 kehrt die einstige Internationale Funkausstellung unter dem Motto „Ready. Steady. Show“ zurück. Viele Aussteller wie Philips, Sony oder die Telekom sind aber nicht mehr dabei. Und wegen interner Streitigkeiten ist unklar, ob Europas größte Technikmesse auch künftig in Berlin bleibt. Highlights gibt es trotzdem in Hülle und Fülle.

Die 1000 Kilo Elektroschrott, die HA Schult vor die Messe gestellt hat, fallen in Deutschland binnen eineinhalb Minuten an. Mit dieser Zahl wird klar, dass die Technikbranche viel nachzuholen hat. Energiesparende Haushaltsgeräte mit der neuen EU-Effizienzklasse A, nachhaltige Materialien und ganz neue Geschäftsmodelle stehen deshalb im Mittelpunkt der IFA 2022.

Siemens und Bosch bieten ihre Haushaltsgeräte unter bluemovement.com erstmals zum Leasing an. Das soll dafür sorgen, dass immer die neueste und umweltfreundlichste Technik im Einsatz ist, und dass die Geräte am Ende wiederverwertet werden. Waschmaschinen gibt es im Abo für 10,99 Euro im Monat, Kühlschränke ab 11,99 Euro und Kaffeeautomaten ab 17,99 Euro. (

Die Schweizer Teemaschine „Brü“ (130 Euro) funktioniert ohne Kapseln und erhitzt nur exakt so viel Wasser, wie gebraucht wird.

Die spanische Firma Energy Sistem bringt Eco-Audio-Kopfhörer aus nachhaltigem Holz (ab 25 Euro).

Und aus Frankreich kommt für 900 Euro das tragbare Windrad Kitewinder KiweeOne. Es passt mit 4,5 Kilo in einen Rucksack und erzeugt bis zu 400 Watt Strom – zum Beispiel fürs Radio beim Ausflug an den See.

Kritik gibt es allerdings daran, dass allein die Flüge der ausländischen IFA-Fachbesucher 110 000 Tonnen CO2 verursachen – so viel wie 886 000 Menschen in Deutschland während der Dauer der Messe bis zum 6. September. Viele fragen sich deshalb, ob so eine Mega-Show noch zeitgemäß ist.

Hier ging der Umsatz im ersten Halbjahr 2022 um zehn Prozent zurück. Die Hersteller hoffen nun auf die Advents-Fußball-WM in Katar. Dann sollen vor allem große TV-Geräte ab 75 Zoll verkauft werden, die aktuell viel gefragter sind als kleinere Fernseher.

Und so zeigt LG in Berlin den mit 97 Zoll (2,46 Meter) größten OLED-TV der Welt. Die ersten Händler haben den spektakulären 97G2 schon im Angebot – für ebenso spektakuläre 25 000 Euro.

Samsung kombiniert seine Bildschirmtechnik QLED erstmals auch mit OLED. Das soll Brillanz und Farben weiter verbessern – mit einem Bild, das heller leuchtet als klassisches OLED. Die Preise sind aber hoch, die 55-Zoll-Version GQ55S95BA kostet rund 1600 Euro. Viel TV-Schnickschnack ist auf der IFA auch zu sehen. So zeigt LG mit dem Flex LX3 einen Spiele-Fernseher, der sich manuell krumm biegen lässt und den Zuschauer dann praktisch umhüllt. Die klassischen 55- oder 65-Zöller, die für die WM interessant werden, stehen ebenfalls in Berlin, sind aber meist schon altbekannt. Gute 4K-Geräte in 55 Zoll wie den Samsung GU55AU8079U gibt es aktuell für knapp 500 Euro.

Das altbekannte „Smart Home“, das schlaue Wohnen, wird immer öfter als „Smart Living“ bezeichnet, weil es das gesamte Leben umfassen soll – über die eigenen vier Wände hinaus.

Intelligente Heizkörperthermostate wie der neue Fritzdect 302 (90 Euro) von Fritzbox-Hersteller AVM aus Berlin können für ein Drittel Einsparung beim Heizen sorgen.

Das Gärtnern funktioniert immer öfter in der Wohnung und App-gesteuert, zum Beispiel mit den Nano-Gärten von Prêt à Pousser aus Frankreich für Tomaten, Salate oder Kräuter (ab 80 Euro).

Die Siemens-Espressomaschine EQ900 (ab 1800 Euro) mit „Bean Ident System“ erkennt die Art der verwendeten Bohnen und passt das Kaffeekochen darauf an.

Ebenfalls Siemens bringt den ersten Kühlschrank, der seine Tür per Sprachbefehl öffnet.

Für Senioren, die gerne weiter zuhause wohnen wollen, bietet die Berliner Firma Better@Home Leuchten mit Bewegungsmelder oder Funksysteme, die bei Angehörigen Alarm schlagen, wenn sie bei den älteren Herrschaften größere Abweichungen vom Tagesablauf feststellen.

Von Faitron aus der Schweiz gibt es für 80 bis 100 Euro die Baby-Milchflasche BabyBoo und die Lunchbox HeatsBox, die Getränke und Speisen auch unterwegs per Akku und App erwärmen.

Eine der cleversten neuen Ideen kommt aus Gröbenzell bei München. Die jungen Tüftler Moritz Schüller und Max Huber haben mit dem Beezer (mybeezer.com, 529 Euro) den schnellsten Getränkekühler der Welt erfunden. Er kühlt eine 0,5-Liter-Flasche in vier Minuten von Raumtemperatur auf weniger als neun Grad – zehnmal schneller als eine Gefriertruhe. Die Technik basiert auf Luft und braucht weniger Strom als Staubsaugen. VON JÖRG HEINRICH

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