Plastikmüll macht sich winzig. Umweltschutz

2021-11-26 03:22:37 By : Ms. Helen Chen

Crushmaster Marine hat die Lösung für den Plastikmüll, der auf langen Segeltörns anfällt: eine kleine automatische Zerkleinerungsmaschine.

Das glänzende magische Ding trägt das schlichte Kürzel CM-ONE, ist gerade einmal 510 Millimeter lang, 750 Millimeter breit und 790 Millimeter hoch. Und es frisst am liebsten große Mengen Plastik, das es so stark zerkleinert und verdichtet, dass am Ende nur noch eine mittelgroße Tüte übrig bleibt.

Die Rede ist von diesem automatischen, zweistufigen Abfallverarbeiter, den das französische Unternehmen Crushmaster Marine jetzt anbietet. Der neue Feind aller riesigen und stinkenden Müllberge an Bord größerer Segel- oder Motoryachten, die länger unterwegs sind. Und wenn nichts dabei herauskommt, könnte es künftig zur Standardausstattung für die luxuriösen Pantrys größerer Boote gehören, die gerne bestellt werden.

Die Idee dazu hatte Zerma-Chef Carsten Paeslack (Crushmaster Marine ist eine französische Tochtergesellschaft) im November 2019 auf einer 14-tägigen Atlantikkreuzfahrt in die Karibik. „Am Ende sind wir und die Crew immer wieder über die wachsenden Müllberge gestolpert“, erinnert er sich mit Entsetzen und Abscheu. Ärgerlicher Plastikmüll ohne Ende. Irgendwann rief er dann seine Ingenieure an. „Wir könnten mit unserer Technologie etwas anfangen. Probieren Sie es aus, lassen Sie sich was einfallen“, lautete der Auftrag. Und am Ende sollte das kompakte Gerät, das er vage im Sinn hatte, auch gut in eine feine Bordküche passen.

Richtig, das schöne Ergebnis ist der CM-ONE, der recht einfach funktioniert, aber auch ungewöhnlich knifflig. Der Bordmüll aus Kunststoff (Verpackungen, Folien, PET-Flaschen etc.) marschiert über den Eingangsschacht in die cool designte Edelstahlmaschine. Und dort werden sie zuerst in winzige Stücke zerkleinert. Sicherheitshalber startet das Schneidwerk jedoch erst bei geschlossenem Verdeck. Ein integriertes Touch-Display zeigt den Füllstand an und warnt rechtzeitig, wenn der eingespannte Auffangsack voll ist.

Anschließend wird die gesamte Packung durch Vakuumieren automatisch weiter verdichtet und luftdicht verschlossen. Dies verhindert auch die Entwicklung von schlechten Gerüchen und verschiedenen Bakterien. Und hurra, das ursprüngliche Abfallvolumen wurde auf ein Fünfzehntel reduziert. Ideal für das spätere Recycling, zumal der CM-ONE natürlich auch sortenrein beladen werden kann. Und damit die Bordenergie hier nicht zu stark beansprucht wird, meldet sich das Gerät im gepflegten Idle-Zustand nach drei Minuten Inaktivität ab.

„Wir könnten diese Technologie auch für Glas oder Metall nutzen“, verrät Paeslack. Das hängt einfach von der Reißfestigkeit der verwendeten Plastiktüten ab. Und natürlich auf den Schliff, der bei Glas weniger als drei Millimeter betragen sollte. Und natürlich wäre das CM-ONE nicht nur als Einzellösung erhältlich. So lassen sie sich zum Beispiel in allen modernen Bordküchen in jedem gewünschten Design unauffällig und elegant einbauen. Und dann würde auch der Kaufpreis, der normalerweise bei rund 12.000 Dollar liegen würde, deutlich sinken.

Die technische Basis dieser 135 Kilo schweren Maschine, die mit einer Leistung von 1,5 kW (220 V / 50 Hz) arbeitet, ist übrigens die gängige GSL 180/180, ein Langsamläufer aus der Zerma-Produktion. Und auch Carsten Paeslack kann sich vorstellen, diesen cleveren Abfallverarbeiter auf Containerschiffen einzusetzen. Auch auf Bohrinseln, wo der Lagerraum meist relativ knapp ist. Interessant ist auch, dass der CM-ONE bei Crushmaster Marine in Nantua, Frankreich, vermarktet und verkauft wird, die Produktion jedoch in Rayong, Thailand stattfindet. Im zweiten Zerma Produktionsstandort, der 2018 von Paeslack installiert wurde.

Höchste Zeit, ein paar Worte über das ganze Unternehmen zu sagen. Ihr Name setzt sich einfach aus dem deutschen Wort Schreddermaschinen (ja, den jeweiligen Anfangsbuchstaben) zusammen. Und der Ursprung lag im sächsischen Radebeul, wo 1943 die E. Günzel KG gegründet wurde. Später, zu DDR-Zeiten, wurde daraus der VEB Zerkleinerungsmaschinen Zerma. Das einzige Unternehmen, das im damaligen Wirtschaftssystem des Ostblocks extrem robuste Maschinen zur Zerkleinerung von Kunststoff baute, Comecon (Council for Mutual Economic Aid), die teilweise noch in afrikanischen Ländern oder Vietnam problemlos laufen.

Nach der Wiedervereinigung kam die schleichende Insolvenz des traditionsreichen Fachbetriebs und 1995 Carsten Paeslack, ein ehemaliger DDR-Bürger, der damals mit seinem Sinsheimer AMIS Gebrauchtmaschinenhandel den Namen und den gesamten Bestand von Zerma übernahm. Und schließlich, weil es in Deutschland zu holprig war, wagte er 1999 mit Zerma im riesigen Industriegürtel von Shanghai seinen Betrieb in China komplett neu zu starten.

Heute arbeiten dort 400 chinesische Mitarbeiter mit modernster Technik in drei Produktionshallen im Dreischichtbetrieb und Zerma liefert mittlerweile jährlich über 5000 Zerkleinerungsmaschinen weltweit aus. Modernste 3D-Konstruktionssoftware, globale Vernetzung über ein SAP-System, komplexe Qualitätskontrolle. Außerdem ist ein hochspezialisiertes deutsches Engineering-Team vor Ort. Und 2003 wurde Zerma vom TÜV Rheinland nach DIN EN ISO 9001 zertifiziert.

Paeslack, der wie sein Sohn Max in Shanghai lebt und gerade seinen sechzigsten Geburtstag feierte, muss mit den aktuellen Dimensionen schnell rechnen. „Unsere Maschinen laufen mittlerweile in über hundert Ländern“, erklärt er dann stolz. Pro Monat werden rund 50 Container mit Zerma-Technologie ausgeliefert. Weltweiter Service? Garantiert. Die wichtigsten Maschinentypen: Granulatoren, Mühlen und Feinmühlen. Und er schwärmt von seinen ganz großen Vorzeigemaschinen für die Rohrindustrie. Über vier Meter hoch und bis zu zehn Meter lang. Wie bei einem aktuellen Auftrag für ein kanadisches Bergbauunternehmen würden sie riesige Rohre mit einem Durchmesser von über zwei Metern zerkleinern.

Zurück zum CM-ONE. Denn schon bald können Interessierte den ziemlich schicken Schredder, dessen Technik einfach gut in die Zeit passt (der fiese Plastikmüll auf den Weltmeeren!), live erleben. Crushmaster Marine wird es demnächst in Amsterdam auf der Weltleitmesse für Schiffsausrüstung METS (vom 16. bis 18. November) und wenig später auf unserer „Boot“ (Ausstellungshalle 10, Stand 10A47), die vom 22. bis 18 Uhr stattfindet, zeigen 30.01.2022 in Düsseldorf.

Paeslacks Traum für später („Wenn mein Sohn das ganze Geschäft übernommen hat“) ist übrigens eine sehr lange Weltreise mit einer großen Segelyacht. Und dafür möchte er ein bestehendes Schiff komplett als Recyclingboot ausgerüstet haben, gewissermaßen eine schwimmende Demoversion, die überall präsentiert werden kann. Mit all den komprimierenden Abfallverarbeitern, die Crushmaster Marine in Zukunft liefern könnte. Richtig, ganz aus der Firmenphilosophie („The Home of Size Reduction“) wird er wohl auch in Zukunft nicht herauskommen.

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