Aktueller polyproblem-Bericht: Schwieriger Markt für Recyclingkunststoff - EU-Recycling

2021-11-26 03:31:55 By : Ms. Mandy Zhang

Die diesjährige eREC, die Anfang Oktober 2021 zum zweiten Mal in diesem Jahr stattfand, bot ihren zahlreichen internationalen Besuchern neben vielen anderen interessanten Aspekten wieder ein sehr anspruchsvolles und zugleich abwechslungsreiches Rahmenprogramm. Auf der virtuellen Messe konnten Interessierte unter anderem viele verschiedene, spannende Webinare zu den vielfältigen Themen der Recyclinglandschaft verfolgen.

Uwe Amrhein, einer der vielen Referenten des eREC, arbeitet als Stiftungsmanager bei der gemeinnützigen, unabhängigen Röchling-Stiftung. Die Röchling Stiftung widmet sich seit 2018 stark den Themen Kunststoff und Umwelt und steht für einen verantwortungsvollen und umweltschonenden Umgang mit Kunststoffen. Wichtig ist ihr eine Welt, in der der technische Fortschritt dazu dient, die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, anstatt sie zu gefährden. Die Röchling Stiftung unterstützt und arbeitet kooperativ.

Das eREC-Webinar beleuchtete das Thema: „Wertstoffe: Warum der Markt für recycelte Kunststoffe nicht rund läuft … und wie sich das ändern könnte“. Im Vortrag von Uwe Amrhein ging es insbesondere um die Gründe, warum Wirtschaft und Politik den Einsatz von Kunststoffrezyklaten in Produkten nicht steigern können. Das Webinar basiert auf der gleichnamigen Studie „Werte“ der Röchling Stiftung und des Beratungsunternehmens Wider Sense, dem aktuellen Polyproblem Report, der im Frühjahr 2021 veröffentlicht wurde. Die Studie analysiert, warum Angebot und Nachfrage im Bereich Kunststoffrecycling nicht zusammen und bietet Lösungen für Politik und Wirtschaft. Im Rahmen des Gutachtens wurden zahlreiche Expertengespräche geführt und verschiedene Studien einbezogen. Daraus resultieren verschiedene Handlungsempfehlungen, die Uwe Amrhein in seinem Webinar aufgegriffen hat.

Angefangen von der linearen Gegenwart bis hin zur zirkulären Zukunft der Kreislaufwirtschaft ließ Uwe Amrhein die Zahlen für sich sprechen: 2018 wurden weltweit 390 Millionen Tonnen Kunststoff verarbeitet. 90 Prozent davon, also 360 Millionen Tonnen, waren neue erdölbasierte Güter. Kritisiert wurde der Rezyklat-Anteil, der unter zehn Prozent liegt, der Anteil der in Deutschland eingesetzten Rezyklate erreicht 13,4 Prozent. „Warum ist das so? Warum schaffen wir es nicht, diese Quote deutlich zu erhöhen?“ Uwe Amrhein möchte dieser Frage auf den Grund gehen.

Dieses Marktversagen stellt eine große Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage dar, also zwischen Industrie und Kreislaufwirtschaft. Dabei ist zu beachten, dass die „Rezyklat-Verwendungsquote“ nicht mit der „Recycling-Quote“ verwechselt werden darf. Die EU-Richtlinie von 2018 sieht vor, dass die Recyclingquote bis 2030 auf 70 Prozent steigen soll, auch das Verpackungsgesetz von 2019 will die Recyclingquote auf mindestens 63 Prozent erhöhen. Aber es geht immer um die „Recycling-Quote“, nicht um die „Rezyklat-Verwendungsquote“, die das eigentliche Problem ist: Wie viel davon kommt tatsächlich in neuen Produkten wieder vor“, erklärt Uwe Amrhein. Im Rahmen der Rezyklatnutzung spielt die Selbstverpflichtung der Wirtschaft eine sehr wichtige Rolle; Es gibt große Ambitionen, aber die Umsetzung ist noch nicht ausgereift.

Eine Analyse des dysfunktionalen Marktes stößt auf viele verschiedene Probleme, insbesondere auf die volatile Preisgestaltung des Ölpreises. Daher ist es für die Recyclingindustrie sehr schwierig, effektiv zu planen. Dazu der Geschäftsführer des Grünen Punkts Michael Wiener: „Der Erfolg von Kunststoff bei seiner Herstellung geht zu Lasten derer, die sich letztendlich mit den Abfallprodukten auseinandersetzen müssen. Und dieser Umgang mit den Abfallprodukten ist organisatorisch und technisch aufwendiger und damit teurer als die Neuproduktion. "

Das zweite Problem neben der Preisgestaltung und effektiven Produktion: Investitionsstau im werkstofflichen Recycling, fehlende Kapazitäten, unzureichende Standards und Normen für Rezyklate und unverändert hohe Anforderungen an die Produkteigenschaften bei gleichzeitigem Druck nach mehr Nachhaltigkeit sind Problemgründe für die Quantität und Qualität der Produktion. Laut Uwe Amrhein verlangt diese Situation nach einem neuen Dialog entlang der Recyclingkette; „Zum Beispiel sollten Recycler bereits in der Konzeptionsphase eingebunden werden, um gemeinsam das Machbare zu definieren und festzulegen.“

Der dritte Treiber dieses dysfunktionalen Marktes sind Transparenz und Standards: Auf diesem Markt herrscht ein internationales Regulierungschaos. Es wird auch durch fehlende Digitalisierung bestimmt. Daher sollten Vorschriften klar definiert und verfügbar sein; es sollte auch mehr in Richtung Digitalisierung gehen.

Laut aktuellem Polyproblem-Bericht sollte das Zielbild

Aber ist diese Vision realisierbar? Die Handlungsempfehlungen der Polyproblem-Studie sind vielfältig: Die Lösung sieht unter anderem eine Regulierung von Steuern und Abgaben vor allem im Bereich der Anreizsysteme vor. Die bereits auf EU-Ebene festgelegte Steuer von 800 Euro pro Tonne eingesetztem Primärmaterial sollte von den EU-Mitgliedstaaten zeitnah umgesetzt werden; Insbesondere die Zweckbindung wäre hier besonders wichtig. Auch die Befreiung von Neuwaren von der Energiesteuer müsste aufgehoben werden. Dazu bräuchte es auch die konsequente Anwendung und Umsetzung bestehender Gesetze, beispielsweise des § 21 Verpackungsgesetz.

Darüber hinaus soll das bisherige Pfandrücknahmesystem für Getränkeflaschen auf andere Arten von Kunststoffprodukten ausgeweitet werden. Es wird auch empfohlen, die „Recyclat-Wiederverwendungsquote“ durch „Recycling-Quote“ zu ersetzen. Die Mindestverwendungsquoten für Rezyklate sollten nicht pauschal formuliert werden, sondern speziell für unterschiedliche Kunststoffarten und Anwendungen. Besonders wichtig wäre die Entwicklung von Standards und Normen, denn diese führen zu höherer Qualität und mehr Transparenz.

Schließlich könnten Steuererleichterungen für Forschungs- und Entwicklungsausgaben, Förderdarlehen und eine verstärkte Ausschreibung von Förderprogrammen helfen, das „Hühnchen-Ei-Problem“, wie Uwe Amrhein es formulierte, zu lösen. Damit könnte die Recyclingindustrie in verbesserte Prozesse investieren und ihre Produktionsqualität ausbauen, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Schließlich muss der Fokus stärker auf die Kommunikation und Information der Kreislaufwirtschaft gelegt werden. Zudem sollen die Selbstverpflichtungen der Unternehmen transparenter werden.

Den vollständigen Polyproblem Report können Sie unter www.polyproblem.org lesen.

Sehen Sie sich den aufgezeichneten Vortrag auf YouTube an.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 11/2021, Seite 22, Autor: Annetta Buttitta, Webinar-Screenshot (Quelle: MSV GmbH))