In der Kreislaufwirtschaft setzen wir untereinander Impulse

2022-05-28 03:10:38 By : Ms. Joyce Yang

In der Interviewreihe Way2K des VDMA Kunststoff- und Gummimaschinen ist diesmal Jan Hendrik Ostgathe, Geschäftsführer Kreyenborg, der Gesprächspartner.

Rezyklate sollten geruchsneutral und frei von Kontaminationen sein. (Bild: Kreyenborg)

Herr Ostgathe, wie hat sich die Kreislaufwirtschaft in den letzten Jahren entwickelt? Da ist viel Bewegung entstanden. Wir sind als Familienunternehmen schon seit Jahrzehnten mit der Kunststoffindustrie verbunden. Bis vor ein paar Jahren spielte Recycling für viele Unternehmen nur eine untergeordnete Rolle. Das hat sich geändert. Marktteilnehmer, die dem Recycling früher weniger Beachtung geschenkt haben, springen auf den Zug auf. Wir sehen auch, dass große Extruder-Hersteller, die früher weniger mit Recycling verbunden waren, inzwischen Recyclinganlagen anbieten. Es gibt ganz klar einen Trend zum Recycling. Wir bei Kreyenborg verzeichnen eine gesteigerte Nachfrage der Recyclingwirtschaft nach unseren Maschinen. Spätestens seit der K 2019, die als Startschuss für die Kreislaufwirtschaft gesehen werden kann, geht diese Nachfrage bei uns linear nach oben.

Wer sind die Treiber? Wir treiben uns in der Kreislaufwirtschaft alle gegenseitig. Der Konsument hat in den letzten Jahren im Angesicht des Klimawandels und der erkannten Ressourcenendlichkeit ein ganz anderes Bewusstsein entwickelt. Die großen Brand Owner reagieren darauf und viele wollen inzwischen selber grün werden und eine Vorreiterrolle übernehmen. Auch die Maschinenbauer sind Treiber, weil sie die Maschinen zur Verfügung stellen, die Recycling überhaupt erst ermöglichen. Auch der Markt ist ein Treiber. Wenn Rohkunststoffe in der Herstellung teuer werden, kann dies einen ökonomischen Vorteil für Recyclingmaterial bringen. Und natürlich treibt auch der Gesetzgeber, indem er vorschreibt, dass ein gewisser Wertstrom recycelt werden muss. Das greift alles ineinander. Es ist mittlerweile eine Dynamik entstanden, bei der sich alle gegenseitig anregen und anfeuern. Ich denke, dass dieser Weg der Richtige ist.

Bis zur K-Messe 2022 sind es zwar noch einige Monate, nichtsdestotrotz können Sie die verbleibende Zeit investieren und einen Blick in die bisherigen Interviews aus der Way2K-Reihe des VDMA werfen. Hier gelangen Sie zur Übersicht.

Wie wichtig ist Information in diesem Prozess? Sie ist enorm wichtig. Jeder muss wissen, was richtig ist und gemacht werden muss. Und hier hapert es oft noch. Da wirbt zum Beispiel eine Bio-Marke mit einer Außenverpackung aus recyceltem Papier. Von innen ist dieses Papier aber mit Kunststoff beschichtet. Wer als Konsument nicht Bescheid weiß, dass man diese Verpackungen quasi nicht mehr oder nur mit hohem Aufwand recyceln kann, wird das gute Gefühl haben, etwas für die Umwelt getan zu haben. Dabei ist das Gegenteil der Fall.

Am Anfang der Kreislaufwirtschaft waren die Rezyklate von schlechter Qualität. Es ging darum, überhaupt anzufangen. Jetzt steht Qualität im Fokus. Welchen Beitrag leistet Kreyenborg hier? Zur Verbesserung der Qualität der Rezyklate haben wir für unsere Aufbereitungsmaschinen zwei neue Methoden entwickelt. Die eine, IR-Clean, ist ein zusätzlicher Reinigungsprozess, mit dem Kontaminationen aus PET beseitigt werden. Am Ende können die so behandelten PET-Rezyklate zu hundert Prozent wieder für Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden. Die Nachfrage nach diesem Produkt ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Bei der zweiten Methode, dem noch sehr neuen IR-Fresh, geht es darum, störende Gerüche aus HDPE-Verpackungen, etwa von Shampooflaschen, zu entfernen. In beiden Prozessen arbeiten wir sehr effizient mit infrarotem Licht als Energiequelle. Sie sind eine sehr gute Lösung, um Gerüche und Kontaminationen zu beseitigen, wenn die Wertströme mal so weit sind, dass sie auch sortiert werden können.

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Wo sehen Sie noch Hindernisse für die Kreislaufwirtschaft? Die Verfügbarkeit der Materialströme ist noch unzureichend. Das bremst ebenso, wie das noch weitgehende Fehlen der Sortenreinheit. Die ist schwer zu erreichen, weil es eine große Anzahl unterschiedlicher Rezyklate, Kunststoffkombinationen in einem Produkt oder Verunreinigungen durch Druckfarben gibt. Sogenannte Multi-Layer-Verpackungen sind schwer zu recyclen, weil sie verschiedene Kunststoffe mit unterschiedlichen Eigenschaften vereinen. Man sollte darüber nachdenken, für die verschiedenen Kunststoffe getrennte Pfandsysteme zu etablieren, vergleichbar dem für PET-Flaschen. Solange es das nicht gibt und damit keine Sortenreinheit erreicht wird, solange wird Recycling schwierig sein.

Deutschland ist in der Kreislaufwirtschaft weiter als andere Länder. Wie kann man sie anderswo etablieren? Wir diskutieren hier schon technische Lösungen, wie wir Wertströme darstellen können. So weit ist sonst keiner. In Südamerika, zum Beispiel, gibt es kein Pfandsystem für PET-Flaschen. Hier sammeln die Menschen PET-Flaschen auf den Straßen und verkaufen das Material an die Verarbeiter. Da gibt es fast schon mehr Recycling, als in manch anderem Industrieland. Und nur deswegen, weil sie damit Geld verdienen. Das ist der Schlüssel des Ganzen. Man muss mit Recycling Geld verdienen können. Das Virgin-Material ist in vielen Teilen der Welt noch zu billig. Die Hersteller und Verbraucher gehen zu sorglos mit dem Kunststoff um, weil es teilweise einfach kostenmäßig nicht weh tut. Man braucht gar nicht so viele Vorschriften, hier muss es spürbare Anreize für Hersteller und Verbraucher zur Verwendung von sortenreinen und somit recyclingfreundlichen Verpackungslösungen geben. Zusätzlich muss es aber noch mehr Anreize geben, dass eben diese Verpackungslösungen mit rezyklierten Kunststoffen zu realisieren sind. Es muss eine monetäre Steuerung geben. Letztendlich muss es für uns alle teurer werden, den Wertstoff Kunststoff einfach wegzuwerfen. Die Ressourcen sind endlich.

Das Petrochemieunternehmen Sabic hat ein neues Kunstharz entwickelt, dessen Ausgangsmaterial aus dem Meer eingesammelte PET-Flaschen sind. Mittels chemischem Verfahren werden daraus neue PBT-Harze. Das neue Material ergänzt das Portfolio an chemisch recycelten LNP Elcrin IQ-Materialien, die zur Kreislaufwirtschaft beitragen sollen und gleichzeitig als potenzieller Ersatz für PBT-Neukunststoffe dienen. Angewandt werden soll das upcycelte Polymer beispielsweise in der Unterhaltungselektronik, wie etwa bei Lüftergehäusen in Computern und Autositzen, sowie für elektrische Steckverbinder und Gehäuse. (Bild: ktsdesign - fotolia.com)

Als erster Reifenhersteller führt Continental recyceltes Polyestergarn in die Serienproduktion von Pkw-Reifen ein. Das Garn wird mit einem neuen Verfahren aus PET-Kunststoffflaschen gewonnen. Der Werkstoff wird im ersten Schritt in ausgewählten Dimensionen von Sommerreifen sowie in Ganzjahresreifen eingesetzt. So wird das herkömmlich verwendete Polyester in der Karkasse der Reifen vollständig ersetzt. Bei einem Satz Standard-Pkw Reifen kommen rund 40 recycelte PET-Flaschen zum Einsatz. Der Reifenhersteller hatte die eigens entwickelte Contire.Tex-Technologie im September 2021 erstmals vorgestellt. Mit ihr kommt Polyestergarn zum Einsatz, das ohne jegliche chemische Zwischenschritte aus gebrauchten PET-Flaschen gewonnen wird, die nicht anderweitig wiederverwertet werden. (Bild: Continental)

In der vierten Generation des Audi A3 setzt der Automobilhersteller Audi erstmals auf Sitzbezüge aus Sekundärrohstoffen. Bis zu 89 % des verwendeten Textils bestehen dem Hersteller zufolge aus recycelten PET-Flaschen, die zu Garn verarbeitet werden. Die Stoffe sollen dabei sowohl optisch als auch haptisch die gleichen Qualitätsstandards wie klassische Textilbezüge gewährleisten. Insgesamt werden pro Sitzanlage bis zu 45 PET-Flaschen à 1,5 Liter verwertet. Hinzu kommen weitere 62 PET-Flaschen, die für den Teppich im Fahrzeug recycelt wurden. Auch weitere Komponenten des Interieurs bestehen vermehrt aus Sekundärrohstoffen, so zum Beispiel Dämmstoffe und Dämpfungsbauteile, die Seitenverkleidung des Kofferraums, der Ladeboden und die Einlegematten. Die Sitzbezüge sind jedoch noch nicht voll und ganz aus recyclingfähigem Material gefertigt (Bild: Audi)

Die Fristads Green High Visibility-Kollektion wird aus Bio-Baumwolle und Polyester aus recycelten PET-Flaschen hergestellt. Sie besteht aus einer breiten Palette von Kleidungsstücken, die es Berufstätigen in den Bereichen Straßenbau, Bauwesen, Transport und Logistik ermöglichen, sich von Kopf bis Fuß in hoch sichtbarer Kleidung mit geringerer Umweltbelastung zu kleiden - ohne dabei Kompromisse bei Sicherheit und Qualität einzugehen. Mit nachhaltigem 4-Wege-Stretch und Rippstrick-Einsätzen an der Taille bieten diese Kleidungsstücke viel Komfort bei geringerer Umweltbelastung als normale Warnschutzkleidung. (Bild: Fristads)

Bei der Aquis Date Upcycle handelt es sich um eine Version einer bereits erhältlichen Taucheruhr von Oris mit einem farbenfrohen Zifferblatt aus rezyklierten PET-Kunststoff, der aus aus dem Meer gesammelten PET-Flaschen stammt. Jede Uhr der Sonderedition ist ein Unikat, da das Recylingverfahren zufällige Muster erzeugt und darum keine zwei Zifferblätter gleich sind. (Bild: Oris)

Gemeinsam mit Amut hat Erema die erste Extrusionsanlage für lebensmitteltaugliche PET-Folien in Albany, Neuseeland, für Alto Plastic Packaging in Betrieb genommen. Zum Einsatz kommt hier Eremas Vacurema PET-Recyclingtechnologie, kombiniert mit der Amut Inline Sheet Produktionstechnologie. Die Schmelze kommt direkt von der Vacurema 1716 T Basic ohne den Umweg über die Granulierung in die Amut-Anlage. Das Post-Consumer-PET-Material wird or der Extrusion im Vakuumreaktor der Erema-Anlage dekontaminiert und vorgetrocknet, bei einem Durchsatz von bis zu 1.500 kg pro Stunde. Nach der Hochleistungsfiltration durch einen Erema SW-RTF Rückspülfilter und eine Online-IV-Messung gelangt die Schmelze direkt in die Inline Sheet Anlage von Amut. Dort wird sie zu einschichtigen rPET-Tiefziehfolien von 0,15 bis 1,2 mm Dicke verarbeitet. Die Folien sind nicht nur 100 % lebensmittelkonform, sie erfüllen auch die Vorschriften der FDA für Lebensmitteltauglichkeit. Die rPET-Tiefziehfolien werden dann zu Schalen und Lebensmittelbehältern weiterverarbeitet. (Bild: Erema)

Der Türkische Garnproduzent Korteks mit Sitz in Bursa stellt seit Mai 2021 auf einer Starlinger Recyclinganlage Polyesterfilamentgarne aus Recyclingmaterial her. Die Anlage hat eine Produktionskapazität von 7.200 t/a und verarbeitet sauberen Produktionsabfall des Garnherstellers und gewaschene Post-Consumer PET-Flaschenflakes im Verhältnis 1:1. Die hergestellten Garne werden in vielen Bereichen eingesetzt, zum Beispiel für Heimtextilien, Bekleidung, Textilien für den Kraftfahrzeugbereich oder für Gartenmöbel. (Bild: Korteks)

Der Taschen- und Zubehörhersteller Dicota, Schweiz, treibt die Umstellung seiner Produkte auf ein nachhaltiges, umweltfreundliches Herstellen voran. Auch die Notebooktaschen, Sleeves und Rucksäcke der Base-Kollektion werden jetzt als Eco Base aus recycelten Kunststoffflaschen gefertigt. Dabei finden je nach Produkt bis zu 19 PET-Flaschen ein zweites Leben. (Bild: Dicota)

Bereits zum zweiten Mal brachte Kaufland im März 2021 eine exklusive nachhaltige Sportkollektion aus recyceltem Polyester auf den Markt. Die Produkte entstehen aus gebrauchten PET-Flaschen, Fischernetzen und Kunststoffabfällen und sind komplett nach dem Global Recycling Standard (GRS) zertifiziert. (Bild: Kaufland)

Ein Team von mehr als 150 Mitarbeitern arbeitet daran, nachhaltige Lösungen für Lego Produkte zu finden. In den letzten drei Jahren haben Materialwissenschaftler und Ingenieure über 250 Variationen von PET-Materialien und hunderte anderer Kunststoffformulierungen getestet. Das Ergebnis ist ein Prototyp, der mehrere ihrer Qualitäts-, Sicherheits- und Spielanforderungen erfüllt – einschließlich der Kupplungsleistung. (Bild: Lego)

Einen ökologischen Fußabdruck hinterlassen – Lidl nimmt das wörtlich: Im Rahmen der von der Schwarz Gruppe initiierten Plastikstrategie „Reset Plastic“ launcht Lidl Deutschland Schuhe, für deren Obermaterial recycelte PET-Flaschen aus Asien eingesetzt werden. (Bild: Lidl)

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VDMA - Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen

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