Kälte als Produktivitätsfaktor beim Spritzgießen

2022-10-01 15:40:01 By : Ms. Angela Zhang

Ein Produzent von Kunststoffverpackungen für Kosmetika, Körperflegeartikel und Lebensmittel hat eine neue Kälteanlage in Betrieb genommen. Die Anlage mit separatem Kondensator stellt kaltes Wasser für die Werkzeugkühlung und 30 °C-Wasser für die Hydraulikkühlung bereit. Die Rückkühlung erfolgt über Freikühler. Ungewöhnlich ist die sehr geringe Differenz von nur 1 bis 2 K zwischen Vorlauf- und Rücklauftemperatur. Dies ermöglicht sehr kurze Taktzeiten und erhöht die Produktivität des Spritzgießprozesses.

Die gesamte Kälteanlage wurde platzsparend in bzw. auf einem Doppelcontainer installiert. (Bild: alle L&R)

Wer Hautcreme aufträgt, einen Deo-Roller benutzt, Honig aufs Brötchen träufelt oder die Bratwurst mit Senf würzt, nutzt vielleicht in diesem Moment ein Produkt der Weener Plastics. Denn das 1960 im niedersächsischen Weener gegründete Unternehmen entwickelt und fertigt an 25 Produktionsstandorten Kunststoffverpackungen für Körperpflege und Kosmetik, Lebensmittel und Haushaltswaren. Zum Produktspektrum gehören Klappdeckel, Schraubverschlüsse, Tubenverschlüsse, Ventilverschlüsse, Dosiersysteme, Kosmetik-Verpackungen und Deo-Roller. Mit mehr als 3.000 Mitarbeitern erwirtschaftet das Unternehmen  einen jährlichen Umsatz von rund 270 Mio. EUR. Dazu tragen auch einige Zukäufe der letzten Jahre bei. In Ede, Niederlande,  betreibt Weener eine große Produktionsstätte, die 2015 nochmals erweitert wurde. Für die Versorgung der neuen Spritzgießmaschinen mit Kälte benötigte das Werk eine neue Kälteanlage und wandte sich mit diesem Projekt an L&R Kältetechnik – was nicht überrascht, denn in den niederländischen Werken befinden sich schon einige Kälteanlagen dieses Anbieters.

Kältemaschine für die Werkzeugkühlung

Die von L&R projektierte und gebaute Anlage entspricht im Aufbau und in vielen Details einer „typischen“ Kälteanlage für eine größere Spritzgießerei. Eine Split-Anlage mit separatem Kondensator und einer Leistung von 300 kW stellt 17 oC kaltes Wasser für die Werkzeugkühlung bereit; die Winterentlastung erfolgt über einen Freikühler. Für die Hydraulikkühlung mit einer Leistung von 600 kW erzeugt die Kältemaschine 30 oC-Wasser. Das Kühlwasser wird hier komplett über Freikühler rückgekühlt. Im Sommer wird der Freikühler der Werkzeugkühlung auf die Hydraulikseite umgeschaltet.

Die Doppelpumpen erhöhen die Verfügbarkeit der Anlage, drehzahlgeregelte Antriebe senken den Energieverbrauch.

Ungewöhnlich ist die sehr geringe Differenz von nur 1 bis 2 K zwischen Vorlauf- und Rücklauftemperatur. Sie erklärt sich aus den sehr kurzen Taktzeiten der Spritzgießmaschinen, die mit hohem Tempo laufen und quasi im Dauerlauf sehr hohe Stückzahlen produzieren. Deshalb müssen den Maschinen kontinuierlich große und exakt temperierte Kühlwassermengen zugeführt werden. Mitgeliefert wurden ein 20 m3-Tank für den Werkzeugkreis und ein 15 m3-Tank für den Hydraulikkreis.

Das Ergebnis: Weil die Werkzeuge nach dem Spritzgießprozess sehr schnell heruntergekühlt werden, können die Spritzgießprodukte auch schnell ausgeworfen und der nächste Spritzgießprozess gestartet werden. So trägt eine wirkungsvolle Werkzeugkühlung dazu bei, dass die Taktzeit sehr kurz und die Produktivität entsprechend hoch ist.

Auch nicht ganz üblich, aber immer häufiger gewünscht, ist die Integration der kompletten Anlage in einen Container – genauer gesagt in einen Doppelcontainer. Das bietet gleich mehrere Vorteile: Es wird kein Platz in der Produktion benötigt, die Anlage wird komplett montiert und anschlussfertig geliefert. Die Komponenten für die Außenaufstellung (Kondensator und Freikühler) sind ebenfalls bereits auf dem Containerdach montiert.

Eine ebenfalls häufig genutzte Option ist der Router, mit dem sich die L&R-Servicetechniker per „Teleservice“ in die Steuerung der Kältemaschine einwählen können. Das Instandhaltungspersonal von Weener hat dadurch die Möglichkeit, bei Unregelmäßigkeiten schnell professionellen Rat einzuholen. Das erhöht die Betriebssicherheit. Aus demselben Grund entschied sich Weener, wie von den Kältetechnik-Spezialisten empfohlen, für den Einsatz von Doppelpumpen im Werkzeug- und im Hydraulikkreis.

Kälteanlagen werden immer energieeffizienter. Neben effizienteren Pumpen tragen Hocheffizienz-Kältemittel und Wärmeübertrager dazu bei. Für den kurzfristigen Einsatz, vor allem in Jahreszeiten mit hohen Umgebungstemperaturen, kann das Mieten eine sinnvolle Alternative zum Kauf sein. Daher führt die Marktübersicht neben Hersteller auch Unternehmen auf, die die Kälteanlagen verleihen. Insgesamt steht in dieser Marktübersicht das Portfolio von 30 Anbietern zum Vergleich.

Transparenz an der Mensch-Maschine-Schnittstelle: Das zentrale Touch Panel zeigt alle relevanten Betriebszustände an.

L&R-Anlagen sind für die Effizienz ihrer Kälteerzeugung bekannt. Neben der bereits erwähnten Winterentlastung gibt es weitere energiesparende Konstruktionsmerkmale wie zum Beispiel eine gleitende Kondensationstemperaturregelung, Pumpen mit drehzahlgeregelten Antrieben und Ventilatoren mit hocheffizienten EC-Motoren. Für einen Hersteller von Verpackungen für Konsumgüter sind das wichtige Anlagenmerkmale. Denn der Wettbewerbsdruck ist hoch, und der Zwang zu möglichst wirtschaftlicher und produktiver Fertigung wird auch dann nicht geringer, wenn man hochwertige und innovative Primärverpackungen für sensible Güter wie Lebensmittel produziert.

Bei den Projektierungsgesprächen war bereits der neue Vertriebs- und Servicepartner von L&R in den Benelux-Staaten eingebunden. PME Plastic Machinery Equipment in Breda, Niederlande, verfügt über umfassende Erfahrungen in der Kunststofftechnik und bringt auch Expertise in Sachen Kältetechnik mit: Seit vielen Jahren vertreibt und wartet PME erfolgreich kältetechnische Produkte in kleineren Leistungsstufen. Durch die Zusammenarbeit mit L&R Kältetechnik hat das niederländische Unternehmen das Portfolio im Bereich der professionellen industriellen Kühlung erweitert und kann Weener auch einen zuverlässigen Vor-Ort-Service bieten. Diese Aufgabe übernimmt ein Servicetechniker, der seit vielen Jahren L&R-Kälteanlagen in den Niederlanden betreut.

Kondensatoren und Freikühler finden auf dem Containerdach Platz.

L&R hat die neue Kälteanlage von Weener in Ede so ausgelegt, dass sie in einer zweiten Ausbaustufe wesentlich erweitert werden kann. Damit wird schon die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die älteren Kälteanlagen in den bestehenden Werkshallen sukzessive ersetzt werden können. Das reduziert den Wartungsaufwand, vor allem aber den Energiebedarf. Denn neuere Generationen der Kälteanlagen verbrauchen dank ihrer zahlreichen energiesparenden Features deutlich weniger Energie als die Altanlagen, die bei Weener und vielen anderen kunststoffverarbeitenden Betrieben noch im Einsatz sind.

ist Vertriebsingenieur bei L&R Kältetechnik in Sundern-Hachen. s.sell@lr-kaelte.de

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L & R Kältetechnik GmbH & Co. KG

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