Klimawandel: Die Auswirkungen der Plastikverschmutzung sind größer als erwartet

2021-12-07 01:11:07 By : Ms. Le Qi

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Laut einer neuen Analyse haben sich die Treibhausgasemissionen von Kunststoffen zwischen 1995 und 2015 verdoppelt. 2015 waren es knapp zwei Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalente (Treibhausgasemissionen umgerechnet in Kohlendioxid), was rund 4,5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen entspricht .

Während bisher unsachgemäß entsorgter Kunststoff und andere Umweltbelastungen im Vordergrund standen, zeigt eine aktuelle Studie auch Emissionen aus der Kunststoffproduktion. Die Studie eines Teams der ETH Zürich (Schweiz) um Livia Cabernard wurde im Fachmagazin "Nature Sustainability" veröffentlicht.

„Bisher wurde der Einfachheit halber davon ausgegangen, dass für die Herstellung von Kunststoff in etwa so viel fossiler Brennstoff benötigt wird, wie der Rohstoff – meist Erdöl – im Kunststoff enthalten ist“, wird Cabernard in einer Mitteilung von zitiert ihre Universität. Gemeinsam mit Kollegen konnte sie jedoch zeigen, dass bei der Produktion rund doppelt so viele fossile Brennstoffe (Kohle, Erdöl, Erdgas) zur Strom- und Prozesswärmebereitstellung eingesetzt werden.

Die Autoren der Studie untersuchten vor allem die Im- und Exporte von Kunststoffen und deren Rohstoffen. Dank einer neuen Methode wurde eine Doppelzählung von Emissionen vermieden. Dies kann zum Beispiel beim Recycling passieren, wo der Altkunststoff bereits in die CO₂-Bilanz aufgenommen wurde.

Als Hauptursache für die wachsende Treibhausgasbilanz von Kunststoffen sehen die Forscher die boomende Kunststoffproduktion in kohlebasierten Schwellenländern wie China, Indien, Indonesien und Südafrika. „Der CO2-Fußabdruck von Kunststoffen des chinesischen Transportsektors, der indonesischen Elektronikindustrie und des indischen Bausektors hat sich seit 1995 mehr als verfünffacht“, sagt Cabernard. Bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen auch gesundheitsschädliche Feinstaubpartikel.

Die Kunststoffbranche spiegelt die Ungleichheiten der Weltwirtschaft wider: „2015 waren 85 Prozent der für den Kunststoffkonsum benötigten Arbeitskräfte in der Europäischen Union und den USA im Ausland beschäftigt, die damit verbundene Wertschöpfung wurde jedoch zu 80 Prozent im Inland erwirtschaftet“, so die Forscher schreiben. Die arbeits- und energieintensivsten Teile der Kunststoffproduktion befinden sich überwiegend in Ländern wie China, Indien, Indonesien und Südafrika, wo der Anteil fossiler Brennstoffe an der Energieerzeugung sehr hoch ist.

Allerdings ziehen die Forscher aus ihren Zahlen nicht den Schluss, dass die Welt auf Kunststoffe verzichten sollte. „Ein generelles Verbot von Kunststoffen ist kontraproduktiv, da alternative Materialien die Umwelt oft noch stärker belasten.“ Stattdessen plädieren die Wissenschaftler für den weltweiten Kohleausstieg, den Umstieg auf erneuerbare Energien und die Verbesserung der Energieeffizienz in der Kunststoffproduktion. Sie gehen davon aus, dass die weltweite Kunststoffproduktion zwischen 2015 und 2030 um 40 Prozent steigen wird.

"Meiner Meinung nach verwendet die Studie die neuesten methodischen Erkenntnisse für die Art der durchgeführten Analysen", sagte Sangwon Suh von der University of California in Santa Barbara, Kalifornien, dem Science Media Center. Suh hat selbst schon ähnliche Analysen durchgeführt. Auch Andreas Köhler vom Öko-Institut in Freiburg lobte die Studie: So entsteht ein globales Gesamtbild zur Klimarelevanz von Kunststoffen. Der Ansatz könnte weiterentwickelt werden, wenn zusätzlich zwischen den verschiedenen Polymerarten und ihren jeweiligen Herstellungsverfahren unterschieden würde.

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