Wie Normen den Grundstein für eine Kreislaufwirtschaft legen

2022-10-08 22:12:38 By : Mr. James Zheng

Die europäische Kommission bedient sich den Mechanismen und Hebeln der europäischen Normungsgremien, um Kunststoffabfälle zu vermeiden, den Rezyklateinsatz zu fördern und Produkte nachhaltiger zu gestalten. Woran hinter den Kulissen gearbeitet wird.

Europäische Normungsgremien arbeiten an Standards, welche die maßgeblichen Produktbereiche der Kunststoffe – Verpackungen, Bau-, Elektro- und Elektronikprodukte, Produkte für die Automobilindustrie sowie Landwirtschaftsprodukte betreffen. (Bild: Parradee - stock.adobe.com)

Der Startschuss dieser Transformation der Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen liegt im Jahr 2015 mit dem europäischen Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft „Closing the loop“. Darin wurde zum ersten Mal eine europäische Kunststoffstrategie gefordert, welche dann 2018 veröffentlicht wurde und im Zentrum der Entwicklungen das Ziel der Steigerung des EU-Rezyklatmarktes auf 10 Mio. t pro Jahr bis 2025 ausruft. Um Konzepte und Ideen zu entwickeln, wie dieses Ziel erreicht werden kann, begann Anfang 2019 die neugegründete „Circular Plastic Alliance“ mit ihrer Arbeit. Bis 2021 arbeiteten über 300 Organisationen und Unternehmen aus ganz Europa unter anderem an Konzeptideen zu recyclinggerechtem Design, Verbesserungen zur strukturierten Entsorgung und Sammlung von Kunststoffabfällen und der Erhöhung des Wiedereinsatzes.

Mit Verabschiedung der Konzepte der „Circular Plastic Alliance“ überführte die europäische Kommission im August 2022, wie bereits in der EU-Kunststoffstrategie vorgesehen, diese Neugestaltungsideen der Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen in einen offiziellen Normungsauftrag, welcher in den europäischen Normungsgremien CEN und CENELEC in den nächsten drei Jahren in Standards verwirklicht werden sollen. Im Kern betrifft die Neugestaltung die maßgeblichen Produktbereiche der Kunststoffe – Verpackungen, Bau-, Elektro- und Elektronikprodukte, Produkte für die Automobilindustrie sowie Landwirtschaftsprodukte – zuzüglich Normen des Kunststoffrecyclings.

So wird die Verpackungsindustrie über den Normenauftrag von der europäischen Kommission aufgefordert, in den kommenden drei Jahren europäische Norm(en) für das Verfahren und die Kriterien für die Bewertung der Recyclingfähigkeit von Kunststoffverpackungen, für die Definitionen und Grundsätze der recyclingorientierten Gestaltung von Kunststoffverpackungen sowie detaillierte Leitlinien zur recyclingorientierten Gestaltung von Verpackungsprodukten aus Kunststoff zu erstellen. Für den Verpackungsmarkt stehen dabei flexible und steife Polyolefin-Verpackungen, Kunststofftassen, Schalen und Verpackungen von Molkereiprodukten aus Polystyrol (PS), Getränkeflaschen und Schalen aus Polyethylenterephthalat (PET) und Verpackungen aus geschäumtem Polystyrol (EPS) im Fokus.

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Ebenso wie in der Verpackungsindustrie werden in der Bauindustrie von den europäischen Normungsgremien Leitlinien zur recyclingorientierten Gestaltung für Bodenbeläge, EPS-Isolierungen, Kabelführungen aus Polyvinylchlorid, synthetische Abdichtungsmembranen und Dachbahnen, PVC-Rohre und -Armaturen, PE-Rohre und -Armaturen, PVC-Profile erwartet. Die Elektro- und Elektronikindustrie nimmt währenddessen in ihrem Teil des Normenauftrages und in den korrespondierenden Leitlinien zur recyclingorientierten Gestaltung große Geräte – Produkte und Teile aus Polypropylen (PP) und PS – sowie kleine Geräte – Produkte und Teile aus Acrylnitrilbutadienstyrol (ABS) – in den kommenden drei Jahren in den Fokus der Normungsarbeit.

In der Normung zu Straßenfahrzeugen wird im neugegründeten europäischen Normungsgremium für „Kunststoffrecycling und Nachhaltigkeit in Straßenfahrzeugen“ das Kunststoffrecycling nach dem Schreddern sowie die korrespondierenden Leitlinien zur recyclingorientierten Gestaltung von Kunststoffprodukten bearbeitet. Und abschließend bearbeiten die Normungsgremien von landwirtschaftlichen Kunststoffprodukten in ihren Normen die recyclingorientierte Gestaltung und Verwendung von Mulchfolien, Folien für kleine Gewächstunnel, Gewächshausfolien, Bewässerungsrohre und -schläuche (ohne die unter der Bauindustrie erfassten PVC- und PE-Rohre), Silagefolien, Wickelnetze für Ballen, Schutznetze, Garne, Vliesstoffe, Sperrschichtfolien und Abdeckfolien.

Durch diesen Teil des Normenauftrages wird deutlich, dass nicht nur neue Normen von der EU-Kommission gefordert werden. Auch bereits bestehende und etablierte Normen, wie beispielsweise in der Landwirtschaft die Normen zu Abdeckfolien für den Einsatz in der Landwirtschaft und im Gartenbau (EN 13206:2017) oder zu thermoplastischen Silofolien und -schläuchen für den Einsatz in der Landwirtschaft (EN 13207:2018) müssen in den kommenden Jahren auf die veränderten Rahmenbedingungen durch die Normen zur recyclingorientierten Gestaltung angepasst werden. Die Komplexität des Zusammenspiels der einzelnen bestehenden und neuen Produktnormen durch den Auftrag zur Neugestaltung der Standards der Kreislaufwirtschaft wird zudem erhöht, dass auch die grundlegenden Normen zum Kunststoffrecycling überarbeitet werden sollen. So fordert die EU-Kommission bis August 2025 neue Normen zu Güteklassen für getrennte Kunststoffabfälle für PE (mit hoher und geringer Dichte), PP, PET, PVC, PS und EPS.

Darüber hinaus sollen ebenso europäische Normen zur Qualitätsbewertung von Kunststoffrezyklaten (rHDPE, rLDPE, rPP, rPET, rPVC, rPS, rEPS und rABS) entstehen. Besonders hervorzuheben ist, dass auch eine neue Charakterisierungsnorm für Acrylnitrilbutadienstyrol (ABS)-Rezyklaten gefordert wird. Diese Kunststoffart war bislang nicht in der normungsrelevanten Betrachtung der mengenrelevanten Rezyklatströme und deren Charakterisierungsnormen für PS, PE, PP, PVC und PET – welche ebenfalls wie die Produktnormen der Landwirtschaftsindustrie überarbeitet werden müssen – aufgenommen.

Die Akteure entlang der Wertschöpfungskette arbeiten zusammen, um den Wertstoffkreislauf zu schließen. Um am Markt Transparenz zu vorhandenen Kunststoffabfallmengen und den daraus generierten Rezyklattypen und -mengen zu erreichen, haben Christian Schiller und Volkan Bilici vor der letzten K die digitale Handelsplattform Cirplus gegründet. PLASTVERARBEITER sprach mit dem Geschäftsführer Christian Schiller über die Entwicklungen seit der Gründung. Erfahren Sie mehr

Zusammenfassend bedeutet dies, dass bis zum 02. August 2025 durch Normungsauftrag zum Kunststoffrecycling der EU-Kommission mindestens 45 Normenwerke neu erstellt oder überarbeitet werden müssen, die über 70 % der Produktbereiche des gesamten deutschen Kunststoffverbrauches (Quelle: Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland, Conversio) betreffen. Aber selbst wenn diese 45 Standards bis 2025 fertig sind, wird die Normungsarbeit in den technischen Komitees von CEN und CENELEC nicht beendet sein. Die Ausstrahlungswirkung der neu entstandenen oder überarbeiteten Normen können weitere Normungsarbeiten, beispielsweise an der Konstruktions- und Toleranznorm für Kunststoffprodukte (DIN ISO 16742), nach sich ziehen. Durch die normative Umstellung von Kunststoffprodukten auf die recyclinggerechte Gestaltung in Brüssel ist die Arbeit nicht beendet. Im auf „Closing the Loop“ nachfolgenden Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft – bekannt als „Green Deal“ – fordert die europäische Kommission gezielte Recycling- und Rezyklateinsatzquoten, etwa für Verpackungen oder auch für Automobilprodukte. Anders als in „Closing the Loop“ werden diese nicht partnerschaftlich mit der Industrie erarbeitet und per Normenauftrag in die Praxis überführt, sondern per EU-Verordnungen erlassen. „Wie der Normenauftrag mit diesen regulativen Maßnahmen harmonisiert werden kann, damit am Ende eine funktionierende Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen entsteht, wollten wir uns im Tecpart nicht von der Seitenlinie aus ansehen, sondern aktiv im Interesse der Kunststoffverarbeitung mitspielen“, sagt Frank Stammer, Fachreferent im Verband Technische Kunststoff-Produkte e.V. und Co-Vorsitzender des europäischen Normungsgremiums im Kunststoffrecycling. „Natürlich sind wir in diesem Zusammenhang an einer großen Beteiligung aus der Kunststoff verarbeitenden Industrie und deren Abnehmern interessiert, um die Herausforderung gemeinsam zu gestalten.“

K 2022: Halle 7a, Stand B28

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